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 Menschenkinder – Ebenbilder Gottes

Geleitwort zur Konzeption des Kindergartenverbunds Alstätte-Ottenstein

Warum bemüht sich die Kirche um die Kindergärten? Warum geht der Kindergarten in die Kirche? Was haben Spielen und Lernen mit Glauben zu tun? Viele Fragen und Anfragen werden heute an Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft gestellt. Dem Zusammenhang zwischen Kirche und Kindergarten möchte ich anhand einer Reihe von Fragen nachgehen.

  1. Wer ist Gott?

Gott ist ein Gott der Menschen, der „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ (Exodus 3,6). Dieser Gott ist ansprechbar. Im Auszug Israels ins Gelobte Land zeigt er sich als ein mitgehender und naher Gott. Der Gott, der wirklich mitgeht, ist JHWH, der „Ich-bin-da“: Ein Gott, der Interesse am Menschen hat; ein Gott, der nicht zwingt, sondern geduldig wartet auf die freie Antwort der Liebe.

  1. Wer ist Jesus Christus?

In Jesus Christus bekommt dieser JHWH ein menschliches Gesicht. Jesus zeigt, dass Gott leibhaftig am Menschen interessiert ist und bleibt. Die Liebe Gottes wird hautnah erfahrbar. Jesu Auferstehung garantiert auf ewig, dass Gott auf Seiten der Menschen ist – über den Tod hinaus.

  1. Was ist der Mensch?

Der Mensch hat von Gott her eine unaussprechliche Würde. Diese Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit nennt die Bibel Gottebenbildlichkeit. Darin steckt ein Zuspruch, aber auch ein großer Anspruch: Wir Menschen sind unendlich geliebt, aber auch dazu berufen, dass Gott in dieser Welt erfahrbar bleibt.

  1. Was ist Kirche?

Die Kirche ist die Gemeinschaft der Menschen, die sich um Jesus Christus versammelt, um die Interessen Gottes am Menschen erlebbar zu machen und zu feiern. Die Kirche steht dafür ein, dass auch heute erfahren werden kann, was Gott dem Menschen schenken will: Anerkennung, Heilung, Vergebung und Gemeinschaft.

Denn das ist es, was wir Menschen zu allen Zeiten brauchen: Wir möchten angenommen und geliebt sein, mit uns selbst und anderen im Einklang leben, trotz Schuld und Versagen aufrecht gehen können und menschliche Gemeinschaft erfahren. Für all das steht die Kirche ein. Jedenfalls will und soll sie das, trotz aller eigenen Fehler und Schwächen.

  1. Was ist ein Kindergarten?

Der Kindergarten ist eine Gemeinschaft von Kindern und Erzieherinnen. Er ist unersetzbar, weil im Kindergarten Kinder es vis à vis mit ihren Erzieherinnen zu tun haben. Sie begegnen sich nicht nur von der zu erfahrenden Sache her, sondern vor allem sich selbst in ihrer ganzen Person. Die bildende Kraft des Kindergartens ist damit zunächst eine menschliche. Und wo es um den Menschen geht, um seine sozialen Beziehungen, seine (Um-)Welt und seine Lebensgrundlagen, da geht es immer auch um Gott.

  1. Was soll die Kirche im Kindergarten?

In der Erziehungsgemeinschaft Kindergarten sind Menschen. Menschen sind Ebenbilder Gottes, dazu berufen, Gottes Liebe in dieser Welt bekannt zu machen. Menschen brauchen Anerkennung, Heilung, Vergebung und Solidarität. Menschen brauchen – ausgesprochen oder unausgesprochen – jene Erfahrung, für die die Kirche einsteht. Und schließlich: Menschen stellen Fragen nach dem Woher und Wohin, nach dem Sinn und dem Ziel ihres Lebens. Und deshalb darf man wohl sagen: Menschen brauchen Gott.

Deshalb engagiert sich die Kirche im Kindergarten: Weil es dort eine Gemeinschaft von Ebenbildern Gottes gibt, die Fragen stellen nach dem Sinn und dem Ziel des Lebens; weil es dort Menschen gibt, die Lebenserfahrungen machen dürfen von Angesicht zu Angesicht, sich begegnend als Persönlichkeiten mit Geschichte und Erfahrung. Unsere Kinder sollen sagen oder doch zumindest spüren können, dass es auch für sie ein lebenswertes Leben gibt, eine Zukunft und einen Gott, der Inbegriff erfüllten Lebens sein will.

  1. Mit dem Kindergarten in die Kirche?

Der Kindergarten gehört nicht zur Kirche, um Glaubensinformationen zu erhalten, religiöse Riten durch Gewöhnung „einzupauken“ oder Appelle für korrektes Sozialverhalten zu empfangen. Nein, der Kindergarten gehört zur Kirche, um einen Raum zu eröffnen für jene Erfahrungen, die Leben ermöglichen und die im Kennen- und Liebenlernen der Person Jesu Christi ihren Ursprung und ihr Ziel haben. Der Kindergarten geht in die Kirche, um „von Angesicht zu Angesicht“ eine Ahnung zu bekommen von dem, der mit uns geht, der sich für uns interessiert und den wir brauchen: Gott. Und selbst wenn nicht alle Kinder, Eltern und Erzieherinnen zu gläubigen und, wie wir sagen, „praktizierenden“ Christen werden, so gibt es doch eine bleibende Erfahrung in ihrer Biographie, eine ins Herz geschriebene Ahnung von dem, zu dem wir alle, bewusst oder nicht, unterwegs sind: Gott.

  1. Was bringt's?

Gott hat Interesse am Menschen. In Jesus wird das offenbar und leibhaftig, und in der Kirche kann es erfahren werden. Der Kindergarten ist eine Gemeinde, weil er eine Gemeinschaft von Gottes Ebenbildern ist. Deshalb interessiert sich die Kirche für den Kindergarten. Deshalb geht der Kindergarten in die Kirche. Das hört sich gut an! Aber was kommt letztendlich dabei heraus? – Was bleibt, sind oft Erfahrungen mit Menschen, vielleicht mit einer guten Erzieherin, die ein persönliches Zeugnis gegeben hat. So etwas prägt, so etwas „sitzt“. Zeugnis geben statt nur überzeugen zu wollen – so könnte ein Leitwort lauten. In einer guten Atmosphäre entfaltet sich das Leben wie von selbst. Gott wird nicht im Leben aller unserer Kinder die Federführung bekommen, aber „zwischen den Zeilen“ wird er zu finden sein. Vielleicht als jemand, der sich für mich interessiert, der mich liebt und annimmt, der mir einen Neubeginn ermöglicht in den Krisen des Lebens; vielleicht als eine Kraft, die mir Mut macht, mich in der Gemeinschaft der Menschen zu engagieren, ganz gleich auf welche Weise.

  1. Mit Gelassenheit und Gottvertrauen!

Die Erzieherinnen unserer Kindergärten unsere ganze Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Alstätte-Ottenstein sind sich bewusst, dass sie es mit Menschenkindern zu tun haben, die Ebenbilder Gottes sind. Als Erziehungs- und Lerngemeinschaft wollen sie Gemeinden sein: Räume, in denen Jesus Christus gegenwärtig ist. Sie wollen, immer in den gegebenen Möglichkeiten, mit Gelassenheit und Gottvertrauen verwirklichen, was als Grundbotschaft Jesu gelten kann: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10). Denn Gott hat Interesse am Menschen. Er ist „dazwischen“ und wartet geduldig auf die freie Antwort der Liebe. Er geht mit – und lässt sich erfahren. Auch bei uns in Alstätte und Ottenstein.

 

Pfarrer Stefan Jürgens

   

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